Wort des Lebens Oktober 2021

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht.“

Das „Wort des Lebens“ für diesen Monat ist dem Brief des Apostels Paulus an die Römer entnommen, einem langen Text mit vielen Reflexionen und Ratschlägen. Paulus schrieb diesen Brief, bevor er sich auf den Weg nach Rom machte, um die Gemeinde dort kennenzulernen.
Das achte Kapitel unterstreicht besonders das Leben nach dem Geist und die Verheißung des ewigen Lebens für Einzelne, Völker und das ganze Universum.

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht.“

Dieser Satz enthält viele bedeutungsvolle Aspekte. Paulus spricht davon, dass wir als Christinnen und Christen die Liebe Gottes erfahren haben und uns bewusst sind, dass jede menschliche Erfahrung Teil des großen Heilsplanes Gottes ist.
Alles, so Paulus, trägt zur Verwirklichung dieses Planes bei, auch Leid, Verfolgungen, Niederlagen und menschliche Schwächen, aber vor allem das Wirken von Gottes Geist in den Herzen der Menschen, die sich ihm öffnen.
Das Seufzen der Menschheit und der ganzen Schöpfung(1) erreicht den Geist und er nimmt es in sich auf, und damit kann der Plan Gottes Wirklichkeit werden.
Unser Teil ist es, aktiv auf die Liebe Gottes zu antworten, uns in jeder Not dem himmlischen Vater anzuvertrauen und die Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde zu bezeugen(2), die Gott denen bereitet, die auf ihn vertrauen.

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht.“

Was kann das für unser persönliches, alltägliches Leben bedeuten?
Chiara Lubich schrieb dazu im August 1984: „Vor allem dürfen wir nie beim rein äußeren, greifbaren, weltlichen Erscheinungsbild der Ereignisse stehen bleiben. Vielmehr können wir glauben, dass alles, was geschieht, eine Botschaft ist, in der Gott uns seine Liebe mitteilt. So werden wir feststellen, dass das Leben, das uns wie ein Gewebe mit lauter wirren Knoten und Fäden erscheinen mag, in Wirklichkeit etwas völlig anderes ist: ein großartiges Vorhaben, das die Liebe Gottes auf der Grundlage unseres Glaubens Wirklichkeit werden lässt.
So wollen wir uns immer im Kleinen wie im Großen voll Vertrauen dieser Liebe überlassen. Wenn wir es verstehen, uns der Liebe Gottes in den alltäglichen Situationen anzuvertrauen, wird er uns die Kraft geben, das auch in schwierigen Augenblicken, in einer schweren Prüfung, in einer Krankheit und im Augenblick des Todes zu tun.
Versuchen wir also so zu leben: allein aus Liebe zu Gott und nicht mit dem Hintergedanken, Gottes Vorhaben mit uns zu verstehen und daraus Trost schöpfen zu wollen. Wenn wir uns ihm voll Vertrauen und Zuversicht überlassen, dann werden wir erleben, dass dies zur Quelle unendlich reichen Lichts und Friedens für uns und für viele andere wird.“

Was es bedeuten kann, sich auch in Momenten Gott anzuvertrauen, in denen schwierige Entscheidungen zu treffen sind, erzählt eine Frau aus Guatemala: „Ich habe als Köchin in einem Altersheim gearbeitet. Einmal habe ich über den Flur gehört, wie eine alte Dame um ein Glas Wasser bat. Ich durfte eigentlich die Küche nicht verlassen, aber ich ging zu ihr, um ihr das Wasser zu bringen. Sie strahlte mich an, und als sie halb ausgetrunken hatte, griff sie nach meiner Hand und bat, ich möge doch noch zehn Minuten bei ihr bleiben. Ich erklärte ihr, dass ich das nicht dürfte, dass ich dafür entlassen werden könnte, aber ich konnte diesem Blick nicht widerstehen. Sie bat mich, ein Vaterunser mit ihr zu beten und dann, etwas mit ihr zu singen. Ich habe daran gedacht, dass wir in das andere Leben nichts werden mitnehmen können, nur die Liebe. Die anderen Bewohner schauten uns zu. Die Frau sagte mir glücklich: ‚Gott segne dich, meine Tochter‘. Kurze Zeit später ist sie gestorben. Ich wurde tatsächlich entlassen, weil ich die Küche verlassen hatte. Meine Familie ist auf mein Gehalt angewiesen, aber ich fühlte trotzdem einen inneren Frieden, weil ich auf den Ruf Gottes hin gehandelt hatte und diese Frau den wichtigsten Schritt in ihrem Leben nicht allein tun musste.“

Letizia Magri


(1) Vgl. Römer 8,22-27
(2) Vgl. Offenbarung 21,1


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