Ökumenischer Schulterschluss
Internationales Ökumenisches Bischofstreffen in Augsburg.
Freundschaft leben und bezeugen – das war das Signal, das vom 40. Ökumenischen Bischofstreffen ausging, zu dem die Fokolar-Bewegung und Bischof Bertram Meier nach Augsburg eingeladen hatten. Einheit in Vielfalt, Synodalität und das Engagement für den Frieden waren die Themen, über die 60 Bischöfe aus 26 Nationen und 30 verschiedenen Konfessionen ins Gespräch kamen.
Dieses Bischofstreffen sei eine Hörschule, sagte der katholische Bischof von Augsburg Bertram Meier (zweiter v.l.) in seiner Begrüßung am ersten Tag, es ginge darum, „hineinzulauschen in das, was zwischen den Zeilen lebt. Was wir hier leben, ist eine Form von Synodalität, ein ökumenischer Schulterschluss“. Und mit Bezug auf Papst Franziskus bezeichnete er die Begegnung als einen Ausdruck der sogenannten Ökumene der Liebe, die auch Vielfalt aushalte: „Wir können auch andere Meinungen äußern, ohne dass das Haus zusammenbricht“.
Bischof Brendan Leahy, der katholische Bischof von Limerick in Irland erinnerte an die großen Herausforderungen, denen sie sich Bischöfe und leitenden Kirchenvertretern aus vier Kontinenten stellen wollten: „Wir wollen gemeinsam dazu beitragen, Lösungen zu finden für die großen Herausforderungen, vor denen die Welt gerade steht: Es geht um Frieden, Liebe und Versöhnung.“ Der Weg dahin sei ein Dialog des Lebens, in dem es darum gehe, nicht nur die Hoffnungen, sondern auch die Sorgen und Enttäuschungen des anderen zu tragen. „Wir begegnen Gott heute vor allem in den Beziehungen, die wir untereinander leben. Und so nimmt Christus auch für die Menschen um uns herum Gestalt an.“
Das Programm bot viel Raum für Austausch, Beiträge über ökumenische Initiativen in den verschiedenen Herkunftsregionen der Bischöfe sowie geistliche Impulse aus der Spiritualität der Fokolar-Bewegung. Gemeinsame liturgische Feiern aber auch Besuche in der Fuggerei und im Rathaus verbanden geistliche und kulturelle Elemente.
Oberbürgermeisterin Eva Weber empfing die bunte Gruppe am ersten Tag und betonte, dass die Ökumene in Augsburg schon immer einen hohen Stellenwert gehabt habe, Ausdruck davon sei nicht zuletzt das Augsburger Hohe Friedensfest, das inzwischen nicht nur das einvernehmliche Zusammenleben der Konfessionen, sondern auch der Religionen und Kulturen ins Licht rücke. „Wir machen uns jedes Jahr Gedanken darüber: Was bedeutet Frieden für uns und wie wollen wir hier zusammenleben? Ich hoffe, dass auch Sie den Spirit von Augsburg als Friedensstadt aufnehmen und in die Welt tragen.“
Ein feierlicher Moment war das ökumenische Gebet in der evangelischen St.-Anna-Kirche am zweiten Tag: Es vermittelte einen Eindruck des lebendigen Dialogs zwischen den Konfessionen. In der Kirche, in der vor 25 Jahren Vertreter von zwei Kirchen die historische Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet hatten, saßen nun Vertreter von 30 verschiedenen Konfessionen und wiederholten das gleiche Versprechen, gemeinsam zu leben und miteinander auf dem Weg zu sein.
In einer Podiumsdiskussion kamen Zeitzeugen der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre zu Wort. Der Simbabwer Ishmael Noko hatte die Erklärung vor 25 Jahren als Generalsekretär des Lutherischen Weltbunden mitunterzeichnet und betonte: „Dieses Ereignis hat Hoffnung gegeben und uns gezeigt, wie wichtig Freundschaften sind! Wir müssen Freunde werden und dürfen die Macht des Gebetes nicht unterschätzen.“ Auch wenn es mit den Fragen nach dem Amts- und Kirchenverständnis, nach den Sakramenten und der kirchlichen Autorität noch viele offene Themen zu bearbeiten gäbe, sei das Signal, das von Augsburg ausgegangen sei, doch die besiegelte Freundschaft gewesen.
Augsburgs Bischof Bertram Meier betonte das Potential, das er in der gemeinsamen Besinnung auf Christus sehe: „Wir können noch viel mehr ökumenisch gestalten: Unseren Religionsunterricht, die Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge. Die Menschen suchen das Evangelium, da ist die Konfession zweitrangig.“
Und der damalige evangelische Regionalbischof Ernst Öffner forderte die Christen heute zu mutigeren Schritten und zu einem Zeugnis des Miteinanders in der Gesellschaft auf: „In einer ungnädigen Gesellschaft, in der eine Kultur der Zuweisung von Fehlern herrscht, könnten die Christen Gnade bringen. Die Öffentlichkeit muss sehen: Die können miteinander, die sind weltweit verbunden.“
Symbolisches Zeichen für diese Verbundenheit war am Donnerstagabend ein feierlicher Pakt, den die 60 Bischöfe im Ökumenischen Lebenszentrum in Ottmaring miteinander schlossen: Sie besiegelten damit ihre Freundschaft und geistliche Verbundenheit und wollen sich auch national und regional gegenseitig unterstützen.