Kraft im Miteinander
Vom 11. bis 13. November haben sich in Porto, der Stadt der sieben Brücken, 166 Mitglieder aus 45 geistlichen Bewegungen und christlichen Gemeinschaften zum 30-jährigen Bestehen von «Miteinander für Europa» versammelt.
So viele Brückenbauer und Brückenbauerinnen aus ganz Europa, auch aus der Ukraine und Russland! Eine 9-köpfige Delegation aus Österreich war mit dabei.
Starke christliche Minderheit
Prägende Momente des Treffens waren die Ermutigung durch die Jugend, die Kraft der Charismen, die Freude der Präsenz Jesu Christi und ein auf den Gekreuzigten ausgerichteter Blick. Matthias Bühlmann, ein junger Schweizer Theologe (Vineyard-Gemeinschaft Bern), war von den Zeugnissen der Jugendlichen berührt. Insbesondere die, die im Dienst für andere einen Sinn für ihr Leben gefunden haben.
S. Nicole Groschowina (Evangelische Gemeinde Selbitz) fragt sich, wie die christliche Minderheit «stark» sein kann. Für sie ist das Leben aus einem Charisma keine Frage der Quantität, sondern der Qualität. Ein wenig Licht und Salz reichen aus, um zu erleuchten und Geschmack zu verleihen. Die Qualität ist also entscheidend. Aber wie können wir uns selbst ermutigen und unsere Charismen in die Tat umsetzen? «Wir sind hier, weil wir ein Charisma erfahren haben, das unserem Leben einen neuen Sinn gegeben hat. Wir freuen uns, dass auch andere diese Erfahrung in ihren Gemeinden gemacht haben.»
Partitur im Himmel
Für Thomas Römer (CVJM München) ist die Freude das, was die Treffen von Miteinander für Europa kennzeichnet. Sie entsteht aus der Gegenwart Christi unter uns, durch die Charismen. Seine Hoffnung für Europa wird durch diese Gegenwart Jesu durch uns und unter uns geweckt.
Gerhard Pross (einer der Leiter des Christlichen Vereins Junger Menschen CVJM) erinnert an Chiara Lubichs Wort über die Zukunft von Miteinander für Europa: «Die Partitur ist im Himmel geschrieben». Schönheit ist symphonisch: Es gibt viele Stimmen in einer Partitur. Was hören wir? Die Wege zur Versöhnung sind vielfältig in einer Zeit der Fragmentierung, die wir auch in unseren Gemeinden erleben, zum Beispiel bei ethischen Themen.
In den Wunden der Menschheit
Um den Spannungen in und zwischen unseren Kirchen sowie in Europa zu begegnen, müssen wir unseren Blick auf den gekreuzigten und verlassenen Jesus richten, der in die Wunden der Menschheit eingetreten ist. Er ist es, der uns befähigt, «in die Risse einzutreten», d.h. die Spannungen zu ertragen, die die Gemeinschaften auseinanderreissen. «In der kulturellen Nacht, die Europa durchlebt, ermöglicht der Blick auf den verlassenen Jesus, alle Nächte zu erhellen», sagt Maria Wienken aus der Fokolar-Bewegung. Die Anwesenheit ukrainischer Freunde veranlasste auch Diego Goller vom Orientierungsausschuss von Miteinander für Europa zu der Aussage: «Dank eurer Anwesenheit bei uns ist Miteinander für Europa tief in die Risse eingetreten».
Martin Hoegger