„Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig.“ (Psalm 145,2)
Mit diesem „Wort des Lebens“ begleitet uns ein Psalmengebet durch den Monat. Die Psalmen sind Lieder, in denen die Erfahrung des Volkes Israel als Ganzem wie auch die Gotteserfahrung einzelner Menschen besungen wird. Sie sind Gebet, Poesie, Klage, Bitte, Dank und Lob; in ihnen finden vielfältige Gefühle und Entscheidungen im Leben mit Gott ihren Ausdruck.
Psalm 145 ist vor allem dem Lobpreis Gottes gewidmet und spricht von Gott als König: „Groß ist der HERR und hoch zu loben, unerforschlich ist seine Größe.” Von Gottes Güte ist niemand ausgenommen: „Der HERR ist gut zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.“ Der Psalm preist die Treue Gottes: „Treu ist der Herr in seinen Reden und heilig in all seinen Werken.“ Alle Lebewesen werden in den Lobpreis einbezogen: „Das Lob des HERRN spreche mein Mund, alles Fleisch preise seinen heiligen Namen auf immer und ewig!“
„Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig.“
Heute fühlen sich viele Menschen verloren und sich selbst überlassen. Das Leben scheint vom Zufall regiert zu werden und nur aus einer Abfolge von bedeutungslosen Ereignissen zu bestehen.
Der Psalm hingegen spricht Zuversicht und Hoffnung zu: „Gott ist Schöpfer des Himmels und der Erde, er hält dem Bund, der ihn an sein Volk bindet, die Treue; er verschafft Recht den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot und befreit die Gefangenen. Er ist es, der den Blinden die Augen öffnet, die Gebeugten aufrichtet, die Gerechten liebt, die Fremden beschützt, den Waisen und Witwen zu ihrem Recht verhilft.“
„Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig.“
Dieses Wort lädt uns vor allem dazu ein, unsere persönliche Beziehung zu Gott zu vertiefen, uns vorbehaltlos seiner Liebe und Barmherzigkeit zu öffnen, vor ihn hinzutreten und auf seine Stimme zu hören. Diese Haltung steht am Beginn eines jeden Gebets. Die Liebe zu Gott lässt sich nicht von der Liebe zum Mitmenschen trennen, und so können wir seine Gegenwart in unserem Leben spüren, wenn wir konkret lieben, vor allem diejenigen, die unsere Liebe am meisten brauchen. Diese Glaubenserfahrung hat Chiara Lubich, als sie gebeten wurde, vor der Versammlung einer buddhistischen Gruppierung zu sprechen, so zusammengefasst: „Der Kern meiner Erfahrung lässt sich so formulieren: Je mehr ich den Mitmenschen liebe, umso mehr finde ich Gott. Je mehr ich Gott finde, umso mehr liebe ich den Mitmenschen.“
„Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben auf immer und ewig.“
Es gibt noch weitere Wege, um Gott zu finden. In den letzten Jahrzehnten wurden wir uns der Umweltkrisen stärker bewusst. Die treibende Kraft hinter diesem Wandel sind vor allem junge Menschen, die einen maßvolleren Lebensstil fordern, ein Überdenken der Wachstumsmodelle, das Engagement für das Recht aller Bewohner des Planeten auf sauberes Wasser, Nahrung und Luft sowie die Suche nach alternativen Energiequellen. So kann der Mensch nicht nur eine neue Beziehung zur Natur finden, sondern auch Gott loben, der der gesamten Schöpfung zärtlich zugewandt ist.
Diese Haltung lässt sich in der Erfahrung von Venant M. aus Burundi erkennen. In seiner Kindheit wachte er morgens mit dem Gesang der Vögel auf, sein Schulweg führte kilometerweit durch den Wald, und so fühlte er sich in Harmonie mit den Bäumen, den Bächen, den Hügeln und auch mit seinen Freunden. Er spürte die Natur nicht nur nahe, sondern er fühlte sich als Teil dieses Ökosystems, in dem Schöpfung und Schöpfer in vollkommener Harmonie waren. Dieses Bewusstsein wurde zu Lob, nicht nur für einen Moment, sondern für den ganzen Tag.
Jemand könnte jetzt fragen, wie das für die Menschen gehen soll, deren Lebensumfeld so ganz anders aussieht. „In unseren Städten aus Beton, von Menschen gemacht und vom Lärm der Welt erfüllt, ist die Natur nur selten erfahrbar. Aber wenn wir danach suchen, reicht ein Blick in den Himmel zwischen den Wolkenkratzern, um uns an Gott zu erinnern. Es genügt ein Sonnenstrahl, der sogar durch die Gitterfenster eines Gefängnisses dringt, eine Blume, eine Wiese, das Gesicht eines Kindes ...“
Augusto Parody Reyes und Team