Dialogevent mit PalästinenserInnen, Israelis, PolitikerInnen, AktivistInnen in Wien am 30 April 2024.
„Wie gut es tut, hier, an diesem friedlichen Ort einen Kaffee zu trinken. In Israel fühlen wir uns ständig existentiell bedroht.“ So die Knesset Abgeordnete, Aida Tuma Sulemain, über das herrschende Lebensgefühl in ihrer Heimat. Eindringlich schildert sie die tägliche Herausforderung, sich in der politischen Arbeit auf die eigenen Werte zu konzentrieren, um gegen die Rache und das Töten auf beiden Seiten aufzustehen. „Wir brauchen eure Unterstützung!“ bittet sie die Anwesenden im Begegnungssaal der DonauCity-Kirche in unmittelbarer Nähe zur UNO in Wien.
Rund 100 TeilnehmerInnen sind am Vorabend des 1.Mai zu einem Dialog für Frieden im Nahen Osten zusammengekommen unter dem Motto: Palestinian Lives Matter! Israeli Lives Matter! Frieden jetzt!
Veranstalter sind das Dialop transversal dialogue project, die KPÖ und die zivilgesellschaftliche Friedensinitiative Standing Together mit dem palästinensisch-israelischen Künstlerkollektiv Onestateembassy.
Der Abend will ein Zeichen setzen für die Feuereinstellung und einen nachhaltigen Frieden im Nahen Osten. Yitzhak Frankenthal, der Gründer des Forums hinterbliebener Familien ist aus Israel zugeschaltet. Nachdem sein Sohn 1995 von der Hamas gekidnappt und ermordet wurde, greift er nicht zur Rache, sondern sucht andere Familien, die das gleiche Schicksal erleben und gründet mit ihnen das Forum „Parent's Circle Families“.
Der palästinensische Künstler Osama Zatar und die israelische Musikerin Ruti Katz erzählen von ihren persönlichen Erfahrungen in Israel in der Zeit der Intifada bis heute. Sie sind hier mehr denn je verbunden durch die Trauer für die Opfer, die Sorge für ihre Familien und das Schicksal ihrer Völker in der Heimat. Aktivismus und Kunst sind für sie der rettende Anker.
Der Präsident der Europäischen Linken, Walter Baier, ist beeindruckt von diesem ruhigen und nachdenklichen Ton. Er bekräftigt, dass Dialog gepflegt werden muss, gerade in dieser Situation! „Gleichzeitig müssen wir leidenschaftlich gegen Unrecht vorgehen und denen zuhören, die an Ort und Stelle Ungerechtigkeit bekämpfen.“ Die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand, Freilassung der Geiseln und eine Zweistaatenlösung wird von Rainer Hackauf, einem der Bundessprecher der KPÖ auf dem Podium, erhoben.
Die Veranstaltung in Wien wird umrahmt von jiddischen Arbeiterliedern vorgetragen von der Wiener jüdischen Sängerin Isabel Frey. Diese Musik und das intensive Miteinander prägen diesen Abend.
Eine Klammer dieser Podiumsdiskussion bildet der Präsident von Pax Christi Österreich, Wolfgang Palaver, indem er Ghandi und Mandela als politische Leitfiguren ins Spiel bringt. Auch heute, mehr denn je, braucht es Entscheidungsträger, die mit menschlicher Größe und persönlichem Einsatz einen Weg zum Frieden bereiten. Vom Podium kommt der Appel an jede und jeden, klare Botschaften auch an die hiesigen Verantwortungsträger zu senden.
DIALOP 1. 5. 2024