Franz Wyrsch

So gegen meinen 40. Geburtstag hin gestand ich einem Priester, dass mich mein Leben als Christ nicht ganz befriedige. Mein Leben plätscherte so dahin. Es fehlte mir die Begeisterung, das innere Feuer. Er riet mir, ein Treffen von Männern zu besuchen, welche das gleiche Anliegen in sich trügen. So entstand mein Kontakt zur Fokolar-Bewegung.
Die wohl umwerfendste Botschaft von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolar-Bewegung, war für mich der Satz: «Gott ist Liebe!» In meiner Jugend existierte eher der strafende Gott. Die Aussage Chiaras war für mich neu, anziehend, faszinierend. Gott liebt mich! Dies begann mein Leben zu verändern, langsam zwar und unmerklich.
In der Familie mutierte ich unmerklich vom patriarchalischen Familien-Oberhaupt zum Familienmitglied. Ich versuchte, meiner Frau und den Kindern besser zuzuhören, um ihre Bedürfnisse und Anliegen kennen zu lernen. Anfänglich bereitete mir der neue Lebensstil viel Mühe und es gab immer wieder Rückschläge. Eine grosse Hilfe war mir meine Frau. Sie fand die richtigen Worte und ging mit dem guten Beispiel voran.
Als Chef legte ich nun mehr Wert auf die Meinungen meiner Mitarbeiter. Ich bezog sie in die Entscheidungen mit ein oder holte bei ihnen Rat. Wenn immer möglich versuchte ich das Miteinander zu fördern und ihren Anliegen gerecht zu werden. Auch hier gab Rückschläge und (scheinbar) unlösbare Probleme. Ich legte alles in Gottes Hände. Und was erlebte ich? ER nahm mir die Last der ungelösten Pendenzen ab, sodass sie mich nicht mehr (er-)drückten. Und … früher oder später sorgte er auch immer für Hilfe und «erfand» gangbare Lösungen.
Immer mehr entdeckte ich den Heiligen Geist. Heute ist Er der Impulsgeber für meine regelmässigen Pfarreiblatt-Artikel, Er übernimmt die Verantwortung für den Männerkreis «80plus», den ich leite. Im täglichen Gebet bitte ich um Gottes Geist für die Menschen und für die grosse Not überall auf dieser Welt.
Ich befinde mich auf dem letzten Abschnitt meines irdischen Pilgerweges. Ich bin Gott unendlich dankbar für die Begegnung mit der Fokolar-Bewegung. Ich durfte den liebenden Vatergott erfahren, der mich trotz meiner Unzulänglichkeiten, meinem Unvermögen, meiner Schwachheit annahm wie ich war. Er schenkte uns drei Kinder, drei Schwiegerkinder und sechs Grosskinder und übertrug mir auch Verantwortung im Beruf. Es gab auch dunklere Strecken auf meiner Lebensreise, Schmerzen, Krankheiten, Enttäuschungen, Ärger, Unvermögen... Zusammen mit meiner Frau glaubten wir auch in solchen Phasen auf die Hilfe und Liebe Gottes.
 

Gedanken

Wer kennt es nicht?
Peter Dettwiler, reformierter Theologe
Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck
Gebet aus der Ostkirche