Gedanken zu Weihnachten

Ausquartiert?

Weihnachten naht. Die Straßen der Stadt sind mit Lichtern übersät. Eine schier endlose Kette von Geschäften, vornehm dargebotener, aber übermäßiger Wohlstand. Hinter einem Schaufenster rieselt der Schnee: ein Werbegag. Und immer wieder Schlitten und der Weihnachtsmann und Rehe, Häschen, rote Zwerge. Alles bewegt sich … Ich kann es zuerst kaum glauben; Auflehnung steigt in mir auf: Diese reiche Welt hat Weihnachten für sich in Anspruch genommen – und Jesus ausquartiert. Weihnachten wurde zur Poesie, zur freundlichen Atmosphäre eines Festes, zum gegenseitigen Sich-Beschenken, zur Symbolik von Lichtern, Sternen und Liedern, zum besten Geschäft des Jahres … Und wer denkt an Jesus?
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Es war kein Platz in der Herberge – nicht einmal an Weihnachten.
Es schmerzt, wenn man erlebt, dass am Weihnachtsfest festgehalten, das Kind aber abgelehnt wird. Geben wir wenigstens in unseren Häusern Zeugnis von dem, der an diesem Tag geboren wurde, und bereiten wir ihm ein Fest wie nie zuvor.

Chiara Lubich

 

Gekürzt aus: Licht, das weiter leuchtet. Gedanken zur Weihnacht. Verlag Neue Stadt.
Erschienen in der gedruckten Zeitschrift Neue Stadt, Dezember 2010
https://neuestadt-online.de/de/index.php/2010/12/jesus-hat-geburtstag/

Gedanken

Wer kennt es nicht?
Peter Dettwiler, reformierter Theologe
Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck
Gebet aus der Ostkirche