„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1 Korinther 16,14)
Dieses Wort des Apostels Paulus aus seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth kann uns in diesem Monat Licht auf unserem Weg, „eine Leuchte für unseren Fuß“(1) sein, um zum Kern des Evangeliums zu gelangen: zur Nächstenliebe, griechisch Agape, der selbstlosen Liebe unter den Menschen. Diese Liebe hat viele Nuancen: Sie ist geduldig, wohlwollend, sie liebt die Wahrheit, sie sucht nicht ihr eigenes Interesse.(2) Die unterschiedlichen Aspekte der Liebe sind hier in einem Satz zusammengefasst und gedeutet: Alles geschehe in Liebe.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
Die Formulierung im griechischen Urtext, „in der Liebe sein“, beschreibt eine Grundhaltung des Menschen, sein Verweilen in Gott, der die Liebe ist. Gott liebt jeden Menschen ohne Vorbedingung. Wenn wir das erkennen und erfahren, können auch wir einander in der Liebe begegnen. Dann können wir ohne Angst auf die anderen zugehen und versuchen, sie und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Wir werden fähig, miteinander zu teilen, was wir sind und was wir haben.
Unser Vorbild dabei ist Jesus. Er war den Menschen zugewandt und hat ihnen gegeben, was sie brauchten, also „den Kranken die Gesundheit, den Sündern die Vergebung, uns allen das Leben. Den egoistischen Impulsen setzte er die Großzügigkeit entgegen, der Selbstbezogenheit die Aufmerksamkeit für den jeweils anderen Menschen, der Kultur des Besitzes die Kultur des Gebens.“ Für uns gilt: „Es kommt nicht darauf an, ob wir viel oder wenig geben können. Wichtig ist, in welcher Haltung wir geben, wie viel Liebe wir auch in eine kleine Aufmerksamkeit für den oder die andere legen. … Die Liebe ist unabdingbar, um den Nächsten in der Haltung des Zuhörens, des Dienstes, der Verfügbarkeit zu begegnen. Wenn wir jedem Mitmenschen gegenüber Liebe zu sein versuchen, finden wir den direkten Weg zu seinem Herzen.“(3)
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
Dann werden unsere Begegnungen von Respekt und Ehrlichkeit geprägt sein. Sie können zum Raum werden, in dem jede und jeder entdecken kann, wie ihr oder sein eigener Beitrag zum Gemeinwohl aussehen kann.
Unsere alltäglichen Handlungen können Sinn und Wert bekommen, was auch immer wir tun. Alles kann zu einem aufmerksamen und entgegenkommenden Dienst werden. So kann aus vielen Momenten ein buntes Mosaik des gelebten Evangeliums entstehen.
Ein Beispiel: Durch den anhaltenden Bürgerkrieg in Kamerun sind viele Menschen auf der Flucht. In Buea (Südwestkamerun) gibt es eine Gruppe junger Menschen, die angesichts des menschlichen Leids etwas tun wollten. Sie suchen Geflüchtete auf, um ihnen mit Sachspenden und Geld zu helfen. Sie lernten einen Mann kennen, der bei der Flucht einen Arm verloren hatte. Dadurch wurde seine Situation noch schwieriger. Die Begegnung mit der Gruppe gab ihm Hoffnung, Freude und Zuversicht. „Er sagte uns, er habe durch uns die Liebe Gottes gespürt“, erzählte Regina. Marita fügte hinzu: „Nach dieser Erfahrung bin ich wirklich überzeugt, dass kein Geschenk zu klein ist, wenn es mit Liebe gemacht wird. Es braucht nichts anderes: Es ist die Liebe, die die Welt bewegt. Lassen wir uns darauf ein!“
Letizia Magri und Team
Dieses Schriftwort ist die Jahreslosung der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen. www.oeab.de
(1) vgl. Psalm 119 [118], 105: Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade.
(2) vgl. 1 Korinther, Kapitel 13
(3) Chiara Lubich, „Wort des Lebens“ Oktober 2006