„Wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“ (Matthäus 10,42)
Der Verfasser des Matthäusevangeliums war sehr gebildet und kannte die Heiligen Schriften gut. Er sah die Verheißungen Gottes an sein Volk durch das Kommen Jesu, sein Leben und seine Lehre erfüllt. Diese Lehre gibt er in fünf großen Reden wieder.
Mit diesem „Wort des Lebens“ schließt eine dieser Reden, die „Aussendungsrede“. Sie beginnt mit der Berufung der zwölf Apostel und spricht über ihren Auftrag und dessen Herausforderungen: Die Apostel werden auf Unverständnis und Verfolgungen stoßen, die ein glaubwürdiges Zeugnis und klare Entscheidungen erfordern.
Darüber hinaus enthüllt Jesus, dass die Sendung der Apostel ihre Wurzeln in seinem eigenen Auftrag durch den Vater hat. Schon im Ersten Testament wird die Überzeugung deutlich, dass wir im Boten Gottes Gott selbst begegnen können, der sich seiner Schöpfung annimmt. Es ist die Liebe Gottes selbst, die durch das Zeugnis Jesu und seiner Boten jedem Menschen in Fülle zuteilwird.
„Wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“
Einige Jünger haben besondere Aufgaben: die Apostel, die Hirten, die Propheten, ... Jesu Botschaft aber ist, dass alle Christinnen und Christen zur Jüngerschaft berufen sind. Sie empfangen die frohe Botschaft des Evangeliums, um sie dann anderen zu überbringen. So kann jede und jeder von uns, auch wenn wir uns klein, ungeeignet oder unwichtig fühlen, die Nähe Gottes bezeugen. Die christliche Gemeinschaft als Ganze ist zur Menschheit gesandt.
Das Gute, das uns unsere Nächsten tun, kann uns etwas von dem vermitteln, wie Gott sich um uns kümmert, uns verzeiht und vertraut. Wir wiederum können etwas geben und unseren Mitmenschen die Zärtlichkeit Gottes bringen, so wie Jesus es getan hat. Wir können mit unserem Handeln Gottes Liebe bezeugen. Wenn wir uns dessen bewusst werden und daraus handeln, können wir sicher sein, dass auch in scheinbar kleinen Dingen die Kraft zur Veränderung der Welt liegt.
„Es ist egal, ob wir viel oder wenig geben können, nur das ‚wie‘ zählt, wie viel Liebe wir auch in kleine Gesten der Aufmerksamkeit einem anderen Menschen gegenüber legen. Manchmal ist es genug, ein Glas frisches Wasser zu geben. ... Das ist eine zugleich einfache und großartige Geste in den Augen Gottes, wenn sie in seinem Namen vollbracht wird, also aus Liebe. ... Das ‚Wort des Lebens‘ dieses Monats kann uns helfen, den Wert jeder unserer Handlungen neu zu entdecken: von der Arbeit im Haus, auf dem Feld, in der Werkstatt oder im Büro bis zu den Schulaufgaben und der Leitungsverantwortung in Verwaltung, Politik und Kirche. Alles kann ein aufmerksamer und liebevoller Dienst werden. Die Liebe lässt uns die Bedürfnisse der anderen sehen und ihnen mit Kreativität und Großzügigkeit begegnen. Was passiert dann? Die Menschen beginnen zu teilen, denn
die Liebe ruft Liebe hervor. Die Freude wird sich vervielfältigen, denn ‚geben ist seliger als nehmen.‘ (Apostelgeschichte 20,35).“
„Wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“
Jesus möchte, dass wir uns dem Strom der Liebe Gottes nicht in den Weg stellen. Das bedeutet, jedem Menschen offen und mit der Bereitschaft zum konkreten Dienst zu begegnen, unsere Vorurteile und Urteile zu überwinden.
Unsere Mitarbeit am Wohl aller Menschen soll aktiv, kreativ und verantwortlich sein, beginnend mit den kleinen alltäglichen Dingen. Gleichzeitig zeigt Gott sich uns gegenüber großzügig. Er ist immer bei uns, kümmert sich um uns und begleitet uns auf unserem Weg.
Das zeigt auch diese Erfahrung: „Um bei meiner Familie zu sein, habe ich meine Arbeit auf den Philippinen gekündigt und bin nach Australien gegangen. Hier habe ich als Putzkraft unter anderem in der Kantine einer Baufirma gearbeitet. Das war etwas ganz anderes als vorher in meinem Beruf als Ingenieur. Aus Liebe zu den anderen Angestellten wollte ich, dass es in der Kantine immer sauber und ordentlich ist, aber es gab auch Angestellte, denen das egal war. Ich habe versucht, nicht die Geduld zu verlieren, denn das gab mir die Gelegenheit, Jesus in jeder Person zu lieben, die mir dort begegnet ist. Nach und nach haben auch diese Angestellten angefangen, ihren Platz nach dem Essen ordentlich zu hinterlassen. Mit der Zeit sind wir Freunde geworden, und sie bringen mir nun Vertrauen und Respekt entgegen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Liebe ansteckend ist und dass bleibt, was aus Liebe getan wurde.“
Letizia Magri und Team