Wort des Lebens April 2023

„Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“ (Kolosser 3,2)

Die ersten christlichen Gemeinden waren kaum entstanden, da gab es schon Streit über die richtige Interpretation der Botschaft des Evangeliums. Paulus befand sich bereits im Gefängnis, als er davon erfuhr. Daraufhin schrieb er an die Gemeinde in Kolossä.
Diesem Brief ist das „Wort des Lebens“ entnommen. Wir verstehen es besser, wenn wir es im Kontext lesen: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“
Paulus fordert die Gemeinde in Kolossä und damit auch uns auf, sich Christus zuzuwenden, der auferstanden ist, und so die Konflikte zu überwinden. Wir sind in der Taufe mit Christus gestorben und auferstanden, und deshalb können wir Anteil haben am neuen Leben des Reiches Gottes, das bereits aufscheint, ohne dass es schon in Fülle da wäre.

„Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“

Dieses neue Leben haben wir nicht ein für alle Mal; es will immer wieder neu gesucht und erobert werden. Dazu gilt es, den Blick auf Gott zu richten. Christus hat das Leben des Himmels auf die Erde gebracht. Mit Tod und Auferstehung Jesu beginnt die neue Schöpfung, die neue Menschheit. Die Entscheidung, das Evangelium zu leben, verändert unser Denken, krempelt unser Leben um, befreit uns von Zwängen und lässt uns neue Ziele finden. Paulus verachtet das Irdische nicht, denn alles ist neu geworden, seit mit dem menschgewordenen Sohn Gottes das Leben des Himmels auf die Erde gekommen ist.

„Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“

Was ist nun „das, was oben ist“? „Es sind die Werte, die Jesus auf die Erde brachte, und die alle, die ihm nachfolgen, kennzeichnen: Liebe, Eintracht, Frieden, Vergebung, Lauterkeit, Reinheit, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit. ... Das Evangelium schenkt uns diese Tugenden und Reichtümer. Damit bleiben die Christinnen und Christen in der Gemeinschaft mit dem Auferstandenen.
Wie können wir unser Herz im Himmel verankern, wenn wir doch in der Welt leben? Machen wir es wie Christus, der seinen inneren Blick immer auf den Vater gerichtet hat, und dessen Leben jeden Moment dem Gesetz des Himmels folgte: der Liebe.“

„Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“

Das Leben der Christinnen und Christen in der Welt ist geprägt von Ostern, von der Auferstehung. Sie sind nicht von der Welt, leben aber in der Welt mit all ihren Herausforderungen. So sagte man in den Anfängen von ihnen: „Sie weilen auf Erden, aber ihr Wandel ist im Himmel. ... Was im Leibe die Seele ist, das sind in der Welt die Christen.“
Als einer seiner Kollegen entlassen wurde, hat ein Arbeiter in Italien im Licht des Evangeliums eine mutige Entscheidung getroffen und damit eine Welle der Solidarität ausgelöst: „In der Fabrik wurden einige von uns entlassen, darunter auch Giorgio. Ich wusste von seiner schwierigen finanziellen Situation, und so bin ich mit ihm zusammen ins Personalbüro gegangen. Dort habe ich erklärt, dass ich besser mit der Entlassung zurechtkommen würde, weil meine Frau Arbeit hat. So habe ich darum gebeten, ihn zu behalten und mich an seiner Stelle zu entlassen. Der Chef versprach, darüber nachzudenken. Draußen hat Giorgio mich umarmt, so bewegt war er. Natürlich wurde die Geschichte unter den Kollegen bekannt. Zwei von ihnen, die in einer ähnlichen Lage waren wie ich, haben ebenfalls ihren Arbeitsplatz im Austausch für andere angeboten. Die Direktion musste ihre Vorgehensweise bei den Entlassungen überdenken. Auch unser Pfarrer hat von der Sache erfahren und sprach darüber in der Sonntagspredigt. Tags darauf sagt er mir, dass zwei Studentinnen als Reaktion auf die Predigt zu ihm gekommen waren und ihm ihre Ersparnisse für die Arbeiter gebracht hatten, weil auch sie solidarisch handeln wollten.“

Patrizia Mazzola und Team

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