Auf meinem Schreibtisch steht ein kleiner Engel. Er kommt aus Indien, man sieht es an dem Punkt auf der Stirn. Ich liebe ihn, denn er hält in mir wundervolle Erinnerungen an meinen langjährigen Aufenthalt dort wach. Und dann fiel er eines Tages runter, landete in einer staubigen Ecke und brach sich dabei einen Flügel.
In der Advents- und Weihnachtszeit haben Engel Hochsaison, sie fliegen überall herum. Meiner nicht, der muss zu Fuß gehen und kommt so an Stellen, die von oben nicht zu erreichen sind.
Auch ich will mich auf den Weg machen, zu Fuß, hin zu den Rändern, in die staubigen Ecken meiner Welt, und etwas Liebenswertes mitbringen. Vielleicht einen Engel mit gebrochenem Flügel.
(Quelle: Zeitschrift Neue Stadt - "Zentriert")